Schon immer hat realistische Kunst und dann besonders die
erotische Kunst, gesellschaftliche Tabus gebrochen. Erotische Kunst, ganz egal
ob sie als Gemälde oder Skulptur geschaffen ist polarisiert, weil sie
gesellschaftliche Grenzen überschreitet.
Verbotener Blick auf die Nacktheit
Allgemein bekannt ist die empörte Reaktion des
bürgerlichen Paris, auf Gustav Coubert’s Werk „L’Origine
du Monde (Der Ursprung der Welt)“. Das Gemälde gilt heute als das Hauptwerk des
französischen Realismus. Die Darstellung des weiblichen Geschlechts, war
offensichtlich zu viel Realismus – und scheint es auch heute noch zu sein.
Jedenfalls war 2008, als das Gemälde im „Metropolitan Museum of Art“ ausgestellt
wurde, der Zutritt erst ab 18. Jahren gestattet.
"Gustav Coubert - L’Origine du Monde (Der Ursprung der Welt)“ |
Fotorealismus
In den späten 60er Jahren schufen junge amerikanische Künstler
fotorealistische Gemälde. Sie bekannten sich dazu, nach Fotovorlagen zu arbeiteten.
Im Gegensatz zu Degas oder Kirchner, die
ebenfalls so arbeiteten, aber es lieber verschwiegen. Die junge Künstlergeneration
stand so Gegensatz zur festgeschriebenen Kunstdoktrin, dass Abstraktion ein
unumkehrbares Ziel der Moderne sei.
Denn realistische Malerei nach Fotovorlagen widersprach der Definition
künstlerischer Freiheit. Diese gehe verloren, wenn sich der Künstler an einer
Fotografie orientiere. Und so spottete damals die Presse „Pedanterie ersetzt
Genie“. Als ob in der Zeit davor, die Gemälde und Skulpturen ausschliesslich
aus dem „Genie - Fantasie“ der Künstler
geschaffen worden seien. Ganz im Gegenteil – Vorlagen wurden schon immer
verwendet. Fotovorlagen waren daher nur ein folgerichtiger Schritt.
Das Publikum gibt den Künstlern Recht
Endlich wieder Malerei, die man geniessen kann. Malerei, die man
verstehen kann, ohne zuvor dicke Bücher zu lesen. Endlich wieder Malerei, die
etwas darstellt, das man erkennt. Der Erfolg gab den Künstlern Recht und
strafte die Kunstpäste Lügen. Mit dem Durchbruch der fotorealistischen Malerei
hat diese Künstlergeneration einen Paradigmawechsel in der Kunstgeschichte
eingeleitet. Weg von der abstrakten Malerei – hin zu gegenständlicher, (foto)realistischer
Darstellung.
Arc de Triomphe |
Diese Entwicklung hat auch in die Bildhauerkunst erfasst. Mehr und mehr
werden heute wieder Figuren und Skulpturen geschaffen, bei denen man ohne lange
wissenschaftlichen Exkursen erkennt was dargestellt ist. Diese Skulpturen
können Tabus brechen, wie das Werk "Arc de Triomphe" der Wiener
Künstlergruppe Gelitin, das 2003 in Salzburg enthüllt wurde (und wieder
entfernt werden musste), oder sie können ganz einfach nur das
Herz zu berühren. Noch fürchten sich viele Künstler dies als Ziel Ihrer Kunst
zu nennen, weil solche Kunst von Kritikern gerne in die Schublade Kitsch
abgelegt wird.
Doch was soll Kunst, wenn Sie das Herz nicht berührt.
Autor: Angelo Steccanella
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenHolbein verwendete einen Glastafelapparat, Leonardo wahrscheinlich auch. Van Eyck? Weiß ich nicht. Ich weiß nur: 3 der wunderbarsten Maler, die wir jeh hatten. Die meisten Maler verwendeten ihre eigenen Zeichnungen als Vorlage, also irgendwie auch. Ein Foto ist die natürliche Vorlage in heutiger Zeit. Ein Hauch des "Abmalens" bleibt. Wer sich allerdings daran stört, sollte beispielsweise einen Holbein mal kopieren.
AntwortenLöschen