Mittwoch, 7. August 2013

Wie kann die Oberfläche von Bronzefiguren vor Korrosion geschützt werden?



Dass sich auf Bronzefiguren mit der Zeit lediglich eine schützende Patina bildet, die der Figur nicht schadet, ist ein längst widerlegter Irrtum. Wäre dies so, müssten nicht jedes Jahr viele Bronzedenkmäler mit grossem finanziellem Aufwand restauriert werden. 
 

Der Witterung ungeschützt ausgesetzte Bronze korrodiert mit der Zeit. 

 Je nach der Zusammensetzung der Legierung und der Umweltbedingungen tritt die Korrosion schneller oder langsamer auf.  Deshalb muss die Bronzeoberfläche vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt werden. 

Diese Binsenwahrheit ging vergessen und deshalb wurde der Oberflächenschutz über Jahrzehnte vernachlässigt. Dabei ist er sehr einfach zu machen. Bewährt hat sich eine Versiegelung der Bronze mit Wachs. Früher verwendete man dazu Naturwachse. Diese haben den Nachteil, dass sie durch UV-Strahlung zersetzt werden. Und die  Zersetzungsprodukte können für die Bronze zerstörerische Säuren bilden.

Paraffinwachse für den Korrosionsschutz

 Mikrokristalline Paraffinwachse sind UV-beständig. Und es gibt solche, die erst bei relativ hohen Temperaturen schmelzen. Eine Oberflächenversiegelung mit solchen Paraffinwachsen schützt die Bronzefigur während mindesten 2 Jahren vor Korrosion. 

Insider-Info: Werkstattrezepte von AE-Design

Man kann die Konservierung natürlich mit fertig gemischten  Produkten, die im Fachhandel erhältlich sind, vornehmen. Günstiger wird es mit den werkstatteigenen Wachsemulsionen von AE-Design. Je nach Anforderung verwenden wir 4 verschiedene Emulsionen.

Wachsemulsion 1 – dünnflüssig, schnell
 Rezept: 50 Gramm mikrokristallines Paraffinwachs (Cosmolloid H 80) werden in 1 Liter technisch reinen Waschbenzin aufgelöst. (die Lösung 7 Tage vor Gebrauch ansetzen).

Wachsemulsion 2 – dünnflüssig, langsam
Rezept: 50 Gramm mikrokristallines Paraffinwachs (Cosmolloid H 80) werden in 1 Liter Terpentinöl
aufgelöst. (die Lösung 7 Tage vor Gebrauch ansetzen).

Wachsemulsion  3 – pastös, schnell
Rezept: 400 Gramm mikrokristallines Paraffinwachs (Cosmolloid H 80) werden in 1 Liter technisch reinen Waschbenzin aufgelöst. (die Lösung 14 Tage vor Gebrauch ansetzen).

Wachsemulsion  4 – pastös, langsam
Rezept: 400 Gramm mikrokristallines Paraffinwachs (Cosmolloid H 80) werden in 1 Liter 1 Liter Terpentinöl aufgelöst. (die Lösung 14 Tage vor Gebrauch ansetzen).

Anwendung der Werkstattrezepturen von AE-Design:

Emulsion 3 & 4

Diese Wachsemulsionen werden mit einem Pinsel auf die gereinigte Bronzeoberfläche aufgetragen. Bei der Wachsemulsion 1 verdunstet das Lösungsmittel schnell. Durch die Verdunstungskälte wird die Wachsschicht  milchig-trüb. Dadurch kann man gut kontrollieren, ob die Emulsion auf die ganze Bronzeoberfläche aufgetragen worden ist.  Durch polieren mit einem Baumwolltuch oder einer weichen Bürste wird die Wachsschicht verdichtet und völlig transparent.
Bei der Wachsemulsion 2 verdunstet das Lösungsmittel langsamer, dafür bleibt die Wachsschicht transparent und muss nicht gleich aufwändig nachpoliert werden. Diese Emulsion verwende ich überlebensgrossen Figuren.
Die beiden Emulsionen (1 & 2) verwende ich vor allem bei der Auffrischung einer bestehenden Wachsschicht.

Emulsion 3 & 4

Diese Wachsemulsionen verwende ich bei einer Grundkonservierung. Die Konsistenz dieser Emulsionen gleicht der einer Handcreme. Sie kann leicht mit einem weichen Schwamm aufgetragen werden. Nach dem vollständigen Verdunsten des Lösungsmittels  erwärme ich die aufgetragene Wachsschicht bis zum Schmelzpunkt. Dadurch werden mögliche Fehlstellen geschlossen und Poren der Bronzeoberfläche vollständig mit Wachs gefüllt.
Wenn optisch notwendig, wird auch diese Wachsversiegelung anschliessend mit einer weichen Bürste poliert.

Noch Fragen?

Autor: Angelo Steccanella

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diese ausführliche Info! In anderen Quellen habe ich gelesen, dass mit den o.g. Emulsionen eine Heißwachskonservierung der Bronze stattfindet, indem man das Wachs auf die Schmelztemperatur (85 C) erhitzt, wodurch das Wachs in alle Poren und Vertiefungen eindringt. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob dieses Erwärmen auch das Wachs resistenter und langlebiger macht ...

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  2. Uuups, da habe ich doch nicht alles (Emulsion 3 & 4) durchgelesen ... Bitte meinen ersten Eintrag ignorieren.

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